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Der Agrarsektor ist EU-weit für etwa 10 % der verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Im Vergleich dazu verursacht der gesamte Flugverkehr der EU nur etwa 4 % der Emissionen, dies verdeutlicht das enorme Einsparpotential im Bereich Landwirtschaft. Im Rahmen des European Green Deal und der Bekämpfung des Klimawandels sollen EU-weit die Treibhausgasemissionen um 55 % bis 2030 im Verhältnis zum Jahr 1990 reduziert werden. Als Teil dessen wird die Europäische Kommission am 30. November 2022 ein Gesetzespaket zum Thema Kreislaufwirtschaft, unter anderen im Bereich Landwirtschaft, verabschieden. Teil des Pakets ist auch eine neue Verordnung zur Zertifizierung des CO2-Abbaus. Bei dem Thema Carbon Farming handelt es sich um eine Form der regenerativen Landwirtschaft, welche durch spezielle Verfahren, Anbautechniken und Pflanzenfolgen Treibhausgasemissionen in Torf- und Humusschichten speichern kann. Diese Form der Landwirtschaft hat EU-weit das Potential jährlich zwischen 101 und 444 Tonnen negative CO2-Äquivalente zu generieren. Das bedeutet, dass jährlich etwa 26 % der Emissionen des Landwirtschaftssektors durch Carbon Farming eingespart bzw. anderweitig genutzt werden könnten.

Die Erzeugung von Negativemissionen

Hierarchie EU-Regulierung Landwirtschaft

Der European Green Deal sieht nicht nur vor, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, sondern die europäische Wirtschaft bis 2050 klimaneutral zu gestalten. Für den Agrarbereich sollen im Rahmen der Farm-to-Fork-Strategie und des Fit for 55 Pakets EU-weite Maßnahmen für eine nachhaltige Landwirtschaft umgesetzt werden. Die EU-Kommission sieht im Carbon Farming eine vielversprechende Methode zur Erzeugung von Negativemissionen. Das Konzept erlaubt es landwirtschaftlichen Betrieben, durch die Umstellung ihrer Produktionsprozesse CO2 im Boden und in Pflanzenmaterial zu speichern und damit eine negative Emissionsbilanz zu erzeugen. Damit ist der Agrar- und Forstsektor der einzige Bereich, der in der Lage ist, Negativemissionen zu erzeugen.

Eine Verordnung für die Zertifizierung der durch Carbon Farming gespeicherten CO2­-Äquivalente, bietet für landwirtschaftliche Betriebe neue Anreize für die regenerative Bewirtung der Böden. Die durch das Speichern von CO2 im Boden oder Pflanzenmaterial gewonnenen Negativemissionen können von den Landwirtschaftsbetrieben auf CO2-Märkten an Unternehmen weiterverkauft werden. Der dadurch entstehende Wirtschaftszweig ermöglicht es, die Klimaschutzleistungen des Agrarsektors für Unternehmen und landwirtschaftliche Betriebe attraktiver zu gestalten. Unternehmen, die selbst in der Agrarbranche tätig sind, können durch Carbon Farming ihre CO2-Bilanz in anderen Bereichen ausgleichen.

Neue Richtlinien für die den Agrarsektor

Die Umstellung auf eine regenerative Form der Landwirtschaft stellt für die traditionellen landwirtschaftlichen Betriebe eine Reihe an Herausforderungen bei der Anpassung der Produktionsprozesse und der anwendbaren Hilfsmittel dar. Auch Produzenten von Pflanzenschutz- und Düngemitteln müssen sich zukünftig auf strengere Richtlinien im Agrarsektor einstellen. Mit der Richtlinie zur nachhaltigen Verwendung von Pestiziden soll beispielsweise der Einsatz von Pflanzenschutzmittel zukünftig in allen ausgewiesenen Schutzzonen (Natura 2000) verboten werden. Auch der Einsatz von Düngemitteln ist aufgrund der hohen Nitratbelastung der Böden in vielen Regionen nur noch eingeschränkt möglich.

Potential für einen Systemwandel

Aktuell liegt der Anteil regenerativer Landwirtschaft in Deutschland bei knapp 11 % der bewirtschafteten Fläche. Dies verdeutlicht das theoretisch enorme Potential, welche neue landwirtschaftlichen Methoden wie Carbon Farming für eine CO2-neutrale Wirtschaft bieten. Die durch Carbon Farming erzeugten Negativemissionen können einen substanziellen Beitrag für die Verwirklichung der europäischen Klimaziele darstellen. Wie genau die EU-Kommission die Richtwerte für die Erhebung der landwirtschaftlichen Klimaleistung ausgestalten wird, bleibt abzuwarten. Es lässt sich allerdings schon jetzt sagen, dass diese Verordnung Carbon Farming für Unternehmen und die Betriebe attraktiver machen wird. Wer diesen Transformationsprozess aktiv mitzugestalten möchte, benötigt ein tiefes Verständnis für die neuen Richtlinien und Verordnungen sowohl auf Bundes- als auch auf EU-Ebene. Insbesondere Unternehmen, welche auf die traditionelle Landwirtschaft, wie Pflanzenschutz- und Düngemittelhersteller, angewiesen sind, benötigen Transparenz über die laufenden Verfahren, um so frühzeitig Planungssicherheit zu erhalten.

  • Article by Ingvar Zahlaus Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 145 Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 201 3.11.2022
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