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Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobility, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel aus dem Newsletter: Ein Interview mit Dr. Florian Petit, Head of Marketing, Sales & Business Development bei Blickfeld GmbH.


Mit Blickfeld sorgen Sie dafür, dass autonom fahrende Autos ihr Umfeld erkennen und einordnen können. Es geht darum, Abstände, Umrisse und Rohdaten von Objekten auf der Straße wahrzunehmen und diese dem Auto zur Verfügung zu stellen. Wo sehen Sie die größten Herausforderungen, Ihre Produkte in der breiten Masse einsatzfähig zu machen? Welche Rolle spielen dabei die digitale Infrastruktur und ausreichend gesellschaftliche Akzeptanz?

Damit Fahrzeuge sicher autonom navigieren können, müssen sie ihre Umwelt wahrnehmen. Unsere Technologie macht genau das möglich: Eine sichere und zuverlässige Umfelderfassung. Doch um autonome Fahrfunktionen in die breite Masse zu bringen, sind einige Kriterien ausschlaggebend: Der Endkunde muss einen klaren Nutzen durch die Anwendung haben, während es für den Hersteller und Zulieferer der Automobilindustrie wirtschaftlich attraktiv sein muss, diese Anwendung zu entwickeln und in Fahrzeuge einzubauen. Es müssen also klare Anwendungsfälle definiert werden, die Nutzen, technische Machbarkeit und den kommerziellen Aspekt unter einen Hut bringen. Von uns identifizierte Anwendungsfälle, die diese Kriterien erfüllen, sind beispielsweise Autobahnfahrten von LKW sowie von PKW gleichermaßen, Stauassistenten oder autonome Fahrzeuge in kontrollierten Umgebungen, wie etwa auf Firmengeländen. Wir ermöglichen, dass sich das autonome Fahren aus diesen Anwendungen heraus entwickeln und in die breite Masse gelangen wird.

Aktuell wird auf Bundesebene das Autonome-Fahren Gesetz entwickelt, welches dem Level 4 und 5 des autonomen Fahrens zukünftig einen regulatorischen Rahmen geben soll. Das Bundesverkehrsministerium (BMVI) geht davon aus, dass Deutschland dadurch eine Vorreiterrolle einnehmen kann. Stimmen Sie dem zu und was sind Punkte, die dafür in dem neuen Gesetz berücksichtigt werden müssen?

Technisch hat Deutschland noch immer eine Vorreiterrolle im Automobilmarkt. Um diese zu stärken, ist ein derartiges Gesetz absolut notwendig und zudem längst überfällig. Ich sehe es als die Kernaufgabe des Gesetzgebers an, die Rahmenbedingungen zu schaffen, um Deutschlands Rolle als Technologie- und Innovations-Zentrum weiter zu fördern.

In den USA ist autonomes Fahren, insbesondere durch andere regulatorische Gegebenheiten, bereits weiter entwickelt und anerkannter. Viele Technologien und Produkte, die zum autonomen Fahren beitragen, kommen aus den USA und entsprechen damit auch den dortigen Standards. In welchem Format und zu welchem Zeitpunkt sollte sich über gemeinsame Standards ausgetauscht werden, um grenzübergreifend autonome Mobilität zu ermöglichen?

Dass das autonome Fahren in den USA anerkannter ist, würde ich unterschreiben, hier zeigt sich eine deutliche Aufgeschlossenheit gegenüber der neuen Art von Mobilität. Den Entwicklungsstatus autonomer Fahrfunktionen würde ich allerdings differenzierter betrachten. Durch die starke Vertretung der Internetkonzerne im Silicon Valley kann man durchaus sagen, dass die Entwicklung softwareseitig sehr weit fortgeschritten ist, was die Hardware anbelangt, sieht man allerdings sehr starke Entwicklungen aus Europa und speziell Deutschland. Dabei ist Austausch und Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Hubs natürlich wichtig und findet zu großen Teilen auch bereits statt – US-Unternehmen beziehen beispielsweise Sensorik aus Europa und andersherum. Dabei wird sich mit der Zeit herauskristallisieren, wie gemeinsame Standards aussehen müssen, um allen gerecht zu werden.

Eins der Einsatzfelder Ihrer Produkte ist der Smart City-Bereich. Hier besteht unter anderem die Herausforderung, die Infrastruktur in den Städten ausreichend auszubauen und zu digitalisieren. Dafür wurde unter anderem 2016 das sogenannte „DigiNetz-Gesetz“ verabschiedet, um den Ausbau von Glasfaserkabeln zu fördern und Deutschland mit einer besseren Infrastruktur und schnelleren Netzen auszustatten. Sehen Sie die Erfolge solcher Initiativen? Tragen diese zu einer Smart City-kompatiblen Infrastruktur bei?

Wie bereits erwähnt, sehe ich es als eine wichtige Aufgabe des Staates an, Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Industrie und Gesellschaft florieren können. Dazu gehören gesetzliche Rahmenbedingungen ebenso wie ein Ausbau der Infrastruktur. Darauf aufbauend können Technologien vorangetrieben und ganze Bereiche, wie etwa die Mobilität, modernisiert und revolutioniert werden – ohne diese Grundlagen wird es hingegen schwierig. Wir begrüßen daher Initiativen wie das „DigiNetz-Gesetz“ sehr und sehen, dass sie Smart City-Konzepte vorantreiben. Es gibt allerdings nach wie vor Verbesserungspotential im Bereich Infrastruktur.

Wenn Sie Ihr ideales Mobilitätskonzept von jetzt auf gleich umsetzen könnten, wie sähe das aus und was sind die ersten notwendigen Schritte, um dies zu erreichen?

Mittelfristig sollte in der Mobilität der Fokus darauf gerichtet werden, Städte wieder lebenswerter zu machen. Aktuell werden Fahrzeug sehr ineffizient genutzt und füllen unseren eigentlichen Lebensraum in der Stadt mit Staus und zugeparkten Flächen. Hier kann durch Smart City-Lösungen die Verkehrssteuerung enorm verbessert werden und autonome Sharing-Dienste können für eine effizientere Fahrzeugnutzung sorgen, sodass der Städte sich wieder den Menschen ins Zentrum rücken und nicht mehr das Auto.
Auf lange Sicht sehe ich einen enormen Mehrwert durch das autonome Fahren, da es die Straßen zum einen sehr viel sicherer macht und zum anderen allen Menschen einen Zugang zu Mobilität ermöglicht. Ich sehe Mobilität als Grundrecht des Menschen an und autonome Fahrzeuge ermöglichen alten Menschen und Kindern ebenso Zugriff auf dieses Grundrecht wie Menschen in ländlichen Regionen.

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