Die Sicherheitspolitik der Europäischen Union steht aufgrund der anhaltenden geopolitischen Spannungen vor einem bedeutenden Umbruch.  Laut aktuellen Umfragen befürworten 77 % der Europäer:innen eine gemeinsame Verteidigungs- und Sicherheitspolitik der Mitgliedstaaten. Die Union hat im Wahlkampf eine:n selbstständige:n Verteidigungskommissar:in gefordert. Emmanuel Macron macht sich schon länger für eine EU-Armee stark. Zuletzt ist die EU auch selbst aktiv geworden. Seit Juli 2023 ist das EU Gesetz zur Unterstützung der Munitionsproduktion (ASAP) in Kraft, dass die Rüstungsproduktion in den Mitgliedstaaten ankurbeln soll.

Doch welche der neuen Abgeordneten werden in diesem Bereich relevant werden? Um diese frühzeitig zu identifizieren, nutzen wir seit mehreren Jahren unter anderem unseren „Impact Factor“. Dieser misst das politische Einflusspotenzial anhand von Datenpunkten wie Medienaufmerksamkeit, bisherigen politischen Führungsfunktionen und innerparteilicher Unterstützung. Dieses muss kontextbezogen interpretiert werden, also z.B. innerhalb einer Fraktion oder eines Ausschusses.  Wir messen zudem via Mediendatenbanken und Themenfiltern, mit welchen Politikfeldern Kandidat:innen bisher in Verbindung gebracht werden. Unsere Methode bietet eine datengetriebene Grundlage für tiefere Analysen und unterstützt unsere Mandant:innen dabei, die entscheidenden Akteure zu ihren Themen frühzeitig zu erkennen.

Wer könnten also die Abgeordneten sein, die die Verteidigungsagenda der EU in der nächsten Legislatur formen? Wir stellen Ihnen heute drei der neuen oder noch jungen (U40) Parlamentarier:innen vor, die neben der selbsternannten „Eurofighterin“ in diesem Politikfeld erfolgreich sein  könnten.

Die Abgeordneten

Tobias Cremer (SPD)

Tobias Cremer ist einer der interessantesten neuen Abgeordneten im Europäischen Parlament im Feld Verteidigungspolitik. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine hat er seine berufliche Laufbahn neu ausgerichtet und arbeitet als Diplomat im Auswärtigen Amt an der praktischen “Umsetzung der Zeitenwende”. Seine Kandidatur für das Europäische Parlament habe das Ziel die EU zu einer “echten Verteidigungsunion” weiterzuentwickeln. Vor seiner Zeit als Diplomat verfolgte Cremer eine akademische Laufbahn. Nach Studienabschlüssen in Frankreich, England und den USA lehrte er zuletzt internationale Beziehungen an der Universität Oxford.

Impact Factor: 1,00 von 3,00.

Alexandra Mehnert (CDU)

Alexandra Mehnert ist ein weiterer “Rising Star” im Europäischen Parlament. Geboren und aufgewachsen in Magdeburg bringt Mehnert langjährige Erfahrung in der CDU mit sich. Sie setzt sich laut eigener Aussage für die EU als Friedensprojekt ein und betont die Notwendigkeit verstärkter Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten, um Konflikte friedlich zu lösen. Mit ihrer Erfahrung in der politischen Bildung und ihrer starken Verankerung in der Konrad-Adenauer-Stiftung ist sie gut vernetzt in der CDU und ihren Vorfeldorganisationen. Sie bringt das Handwerkszeug und Durchsetzungsvermögen mit, europäische Sicherheitspolitik aktiv zu gestalten.

Impact Factor: 1,33 von 3,00.

Hannah Neumann (Grüne)

Hannah Neumann ist zwar schon seit 2019 Europaabgeordnete, wird aber aufgrund der kleineren Fraktion der Grünen eine wichtigere Rolle einnehmen als zuvor. Die Arbeit der promovierten Friedens- und Konfliktforscherin konzentrierte sich bislang auf die Stärkung der EU als Friedensprojekt und die Förderung einer strikten Rüstungsexportkontrolle, die verhindern soll, dass Waffen in den Händen von Autokrat:innen landen. Neumann setzt sich für eine europäische Verteidigungspolitik ein, die gemeinsame Beschaffung und einheitliche Exportentscheidungen umfasst. Dabei sind ihr transparente Strukturen und parlamentarischer Kontrolle ein wichtiges Anliegen. Vor ihrer Zeit im Europäischen Parlament war sie Büroleiterin des Grünen Außenpolitikers und aktuellen Parteivorsitzenden Omid Nouripour.

Impact Factor: 1,67 von 3,00.

Honourable Mention: Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)

Die ehemalige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des deutschen Bundestags, ist die einflussreichste neue Abgeordnete im Bereich der EU-Verteidigungspolitik. Sie hat sich in den vergangenen zwei Jahren als sicherheitspolitischer “Falke” positioniert und dem Bundeskanzler immer wieder öffentlich widersprochen. Ob sie im EU-Parlament ihre Wirkmächtigkeit behalten wird, muss sich noch zeigen. Als Mitglied der RENEW-Gruppe ist ihr Einfluss begrenzt und ob ihre mediale Schlagkraft auf dieser Ebene Wirkung zeigt ist ungewiss. Da der Fokus dieses Beitrags allerdings auf den „Rising Stars“ der Wahl liegen soll, werden wir die “Eurofighterin” nicht weiter beleuchten.

Impact Factor: 2,00 von 3,00.

Wir gratulieren Tobias Cremer, Alexandra Mehnert, Hannah Neumann und Marie-Agnes Strack-zimmermann zur (Wieder-)Wahl in das Europäische Parlament. Und wünschen ihnen viel Erfolg bei ihrem Engagement für ein sicheres und starkes Europa.

Sie möchten die neuen Abgeordneten besser kennenlernen? In Kürze startet unsere Interviewreihe mit spannenden neuen Parlamentarier:innen. Folgen Sie uns auf LinkedIn um keinen Beitrag zu verpassen!

Benötigen auch Sie eine datenbasierte Analyse relevanter Stakeholder:innen? Unser „Impact Factor“ kann Ihnen dabei helfen, die wichtigsten Akteure in den für Sie relevanten Themenfeldern zu identifizieren – egal ob für die EU oder die kommenden Wahlen auf Landes- und Bundesebene. Sprechen Sie Julian Schibberges für weitere Informationen an.