Am 28. April 2023 hat die Gemeinsame Glücksspielbehörde der Länder (GGL) per Pressemitteilung bestätigt, dass infolge ihres Anhörungsschreibens ein Anbieter von „Daily Fantasy Sports“ (DFS) sein Angebot in Deutschland eingestellt habe. Die GGL habe „im Rahmen ihrer Zuständigkeit […] bestimmte Formen des Spielprinzips überprüft […] und als unerlaubtes Glücksspiel eingestuft“. Nach der von der GGL initiierten Anhörung sei das Angebot eingestellt worden.
Die GGL unterstreicht damit, dass sie dank des neuen regulatorischen Rahmens über scharfe Vollzugsschwerter verfügt. Die Prüfung ist durch zwei Leitfragen strukturiert:
- Handelt es sich um (Online-)Glücksspiel? Falls ja, ist die GGL zuständig.
- Falls es sich um Glücksspiel handelt: Ist der entsprechende Anbieter lizenziert? Ist das betreffende Glücksspiel in Deutschland überhaupt lizenzierungsfähig?
Der Fall „Daily Fantasy Sports” zeigt, mit welcher Durchsetzungsstärke die GGL auf Basis ihrer gefundenen Antworten handelt. Sobald es sich nach ihrer Auffassung um Glücksspiel handelt und der Anbieter nicht lizenziert ist, ergreift sie Vollzugsmaßnahmen. Anders zusammengefasst: Wenn der Glücksspielstaatsvertrag 2021 (GlüStV 2021) eine Spielform nicht kennt, gilt sie als „nicht erlaubnisfähig“ – und ist entsprechend Ziel des Vollzugs.
Was erlaubnisfähig ist, ist jedoch Ergebnis eines politischen Aushandlungsprozesses. Regulierung ist nicht „abgeschlossen“. Der aktuelle Glücksspielstaatsvertrag ist hierfür das beste Beispiel. Vor dem GlüStV 2021 gab es keinen bundesweiten regulatorischen Rahmen für virtuelles Automatenspiel. Auch aufgrund der stark gestiegenen Nachfrage hat der Glücksspielstaatsvertrag diese Spielform aufgegriffen. Das Resultat ist ein erlaubter Markt mit klar definierten regulatorischen Anforderungen. Zwar erschwert der durch die GGL gestärkte Vollzug den Zugriff auf unregulierte Spielformen deutlich. Dennoch kann eine Regulierung die zielführendere Option sein, um an die Erfahrungen anderer Märkte anzuknüpfen. Nur wenn eine Spielform reguliert ist, können spezifische Spielerschutz-Standards für sie entwickelt und durchgesetzt werden.
„Daily Fantasy Sports“ ist dabei nur eine Spielform, die von der deutschen Glücksspielregulierung aktuell lediglich als Vollzugsgegenstand gesehen wird. Gleiches gilt für Wetten auf eSports. Beide Produktarten gelten momentan zwar als Glücksspiel, allerdings als nicht erlaubnisfähig. International gibt es hier unterschiedliche Ansätze. Großbritannien reguliert „Daily Fantasy Sports“ beispielsweise als „Pool Betting“, entsprechend der deutschen Totalisatorwette. Bezüglich Wetten auf eSports-Ereignisse ist die generelle Aussage der UK Gambling Commission ebenfalls klar: „Betting on eSports should be treated no differently as betting on any other live event.“
Darüber hinaus erfordern weitere Trends eine regulatorische Antwort:
- „Social Casinos“ liefern Nachbildungen erlaubnispflichtiger virtueller Automatenspiele, jedoch ohne Möglichkeit, Echtgeld zu gewinnen.
- „Crypto Casinos“ erlauben die Teilnahme an Glücksspielen mit Einsatz von Kryptowährungen.
- „Lootboxen“ und Nachbildungen echter Glücksspiele in Videospielen lassen die Grenzen zwischen „Gaming“ und „Gambling“ verschwimmen.
Die Vielzahl neuer Themenblöcke zeigt: Nach der Regulierung ist vor der Regulierung.
Detaillierte Einblicke in diese anstehenden Herausforderungen und Chancen gebe ich beim Düsseldorfer Gaming & Gambling Kongress am 16.05.2023, organisiert von der Zeitschrift für Wett- und Glücksspielrecht (ZfWG) sowie von Hogan Lovells. Mit dem Rabattcode „Referentenempfehlung“ gibt es einen 20%igen Nachlass auf den Anmeldepreis. Ich freue mich auf spannende Diskussionen in Düsseldorf.