Nachhaltiger Erfolg junger Holzbau-Unternehmen entscheidet sich auch im politischen Raum 

In der politischen Debatte um Nachhaltigkeit findet der Holzbau noch unzureichend Beachtung. Doch sollte der Blick auf kreislauffähige Innovationen im Wohnungs- und Gewerbebau in Anbetracht der Ziele des EU-Green Deal ganz im Interesse des Bundes und der Länder liegen. Lewin Fricke (TRIQBRIQ AG) erklärt die Funktionalität der aus Industrie- und Kalamitätsholz gewonnenen BRIQs im Holzbau, ihren nachhaltigen Beitrag zum Weg aus der Klimakrise und die Notwendigkeit politischer Unterstützung für moderne Holzbauformen. 

Der Holzbau als Weg aus der Klimakrise 

Stand heute befinden wir uns in der Klimakrise. Der Bausektor verursacht dabei 40 % der weltweiten CO2-Emissionen und gehört somit zu den größten „Klimasündern“ unserer Zeit. Geht man mit Prof. Hans Joachim Schellnhuber – führender Klimafolgenforscher und Mitbegründer der Initiative „Bauhaus der Erde“ – haben wir mit dem Baustoff Holz allerdings die Möglichkeit, uns aus dieser Krise „herauszubauen“. 

Möglich wird das vor allem durch einen entscheidenden Vorteil des Holzbaus: Gebäude aus Holz sind Kohlenstoffspeicher, die es dank zirkulärer Bauweisen ermöglichen, CO2 mittels Kaskadeneffekten nachhaltig und langfristig in unsere gebaute Umwelt einzulagern. So ist es möglich, in nur einem Quadratmeter Wandfläche in Massivholzbauweise mehrere hundert Kilogramm CO2 langfristig zu binden. Skaliert man diesen Effekt und projiziert ihn auf die Bauziele der Bundesregierung von 400.000 Wohnungen pro Jahr, wird schnell klar, welches erhebliche Potential der Holzbau im Kampf gegen den Klimawandel bietet.  

Technische Innovationen im Holzbau 

Wir bei TRIQBRIQ haben uns daher die Frage gestellt, wie wir diesen positiven Effekt maximal nutzen können, ohne dabei aber unsere heimischen Wälder zu überlasten. Nach Jahren der Forschung und Entwicklung sind wir nun mit unserem TRIQBRIQ-System auf dem Markt. Unser Massivholz-Bausystem besteht aus mikro-modularen Holzbausteinen – den sogenannten BRIQs. Diese werden mit Robotertechnik hochpräzise aus kostengünstigem Industrie- und Kalamitätsholz hergestellt – also Holz, welches in der Baubranche bis dato nicht kreislauffähig eingesetzt werden kann und sogar oft im Wald verbleibt und dort verrottet. Die einzelnen BRIQs werden auf der Baustelle im Verband aufeinander gesteckt und über Buchenholzdübel miteinander verriegelt. Auf diese Weise lassen sich tragende Außenwände kosteneffizient, flexibel und in kurzer Zeit errichten. Zu den weiteren Vorteilen gehört, dass die BRIQs am Ende der Nutzungsphase eines Gebäudes sortenrein entnommen und vollständig wiederverwendet werden können. Damit bietet unser TRIQBRIQ-System eine ganzheitlich nachhaltige und kreislauffähige Alternative zu konventionellen Baustoffen. 

Holzbau in der Politik 

Aber nicht nur in der Wirtschaft tut sich viel. Der Holzbau ist als Thema längst auch im politischen Raum angekommen. Das zeigen unter anderem der Koalitionsvertrag der Bundesregierung, der EU-Green Deal, als auch die verschiedenen Holzbau-Strategien auf Bundes- und Landesebene. Dennoch ist festzuhalten, dass der regulatorische Status Quo den Wohnungs- und Gewerbebau in Holzbauweise aktuell noch in ein Nischendasein zwingt.  

Es fehlt an baugesetzlichen Rahmenbedingungen, zielgerichtete Förderungen sind rar und Themen wie der Brandschutz werden zum Hindernis – ohne sachliche Grundlage.  

Einheitliche politische Forderungen sind zentral 

Holzbau-Unternehmen müssen es sich daher zum Ziel machen, mit einer geeinten Stimme aufzutreten und konkrete politische Forderungen zu kommunizieren. Wichtige Arbeit leistet hier die Koalition für Holzbau, zu deren Partnerunternehmen wir gehören. Die folgenden Punkte leiten sich aus den Forderungen der Koalition für Holzbau ab und wir als Unternehmen halten diese für zentral:  

1. Klarheit bei den Landesbauordnungen – insbesondere beim Brandschutz 

Beim Thema Brandschutz zeigt sich über die Landesbauordnungen hinweg eine inkonsistente Darstellung an Anforderungen. Für die Gebäudeklassen (GK) 4 und 5, d.h. Gebäuden mit einer Höhe von mehr als 7m (GK 4) oder mehr als 13 m (GK 5) als auch mehr als 400 qm Bruttogeschossfläche, stellen diese Anforderungen in manchen Bundesländern faktisch ein Verbot von Holzbau dar.  

Mögliche Verbesserungen wären über die Musterbauordnung zu realisieren. Vorbild könnten hier die Landesbauordnungen von Baden-Württemberg, Berlin oder Nordrhein-Westfalen sein. Holzbau ist hier auch in den höheren Gebäudeklassen möglich. Projekte wie das Holzhochhaus SKAIO in Heilbronn zeigen eindrucksvoll, dass eine solche Regelung auch in der Praxis Bestand hat.  

2. Förderung nachhaltiger Holzwirtschaft 

Insbesondere aus den Reihen der herkömmlichen Baustoffindustrie hört man immer häufiger das Argument, wir hätten in Deutschland nicht genügend Holz, um die dringend notwendige Bauwende zu realisieren. Mit Blick auf das nachhaltige und klimaschonende Bauen und die Optimierung der Lieferketten, darf es keine ideologischen Verbote für die Verwendung von Holz aus unseren umliegenden Wäldern geben. Wir haben in Deutschland einen Gesamtvorrat von rund 3,4 Mrd. Vorratsfestmetern und sind damit sehr gut aufgestellt. 

Nichtsdestotrotz benötigt der Holzbau hierbei politische Unterstützung aus zwei Richtungen: Zum einen ist eine staatliche Förderung für die Forstwirtschaft notwendig. Ziel muss es dabei sein, unsere Wälder schnellstmöglich mit trockenresistenten und klimaangepassten Baumarten auszustatten. Zum anderen muss die Holzforschung gefördert werden. Aufgrund der Folgen des menschengemachten Klimawandels, erleben wir einen drastischen Rückgang der wichtigen Bauhölzer Fichte und Kiefer. In Zukunft brauchen wir eine ausgewogene Mischwald-Bepflanzung und die wirtschaftliche Nutzung von Laubholz – auch im Bausektor. Um unseriöse Lieferketten ausschließen zu können, wird außerdem eine Förderung von Forschung zukunftsfähiger Technologien benötigt. 

3. Einführung eines Gebäude-LebensZyklus-Gesetzes (GLZG) 

Die aktuell geplanten Änderungen am GEG (Gebäudeenergiegesetz) und an der BEG-Förderung (Bundesförderung Effiziente Gebäude) haben keine vorteilhafte Wirkung auf die Bauwende, den Lebenszyklusansatz beim Bauen oder den Einsatz von Holz oder anderer kreislauffähiger und nachwachsender Baustoffe. Der Fokus liegt nach wie vor auf der Energieeffizienz und nicht auf dem Gebäude-Lebenszyklus und den CO2-Emmissionen der Immobilie. Veränderte Bauweisen und die Reduktion der CO2-Emissionen bei Errichtung und Abriss des Gebäudes werden aktuell nicht betrachtet. Daher fehlen derzeit Anreize für ganzheitlich nachhaltiges Bauen.
 

Wünschenswert ist eine Weiterentwicklung des GEG hin zum Gebäude-LebensZyklus-Gesetz (GLZG) entlang der Vorschläge der Koalition für Holzbau. Ziel ist vor allem das GEG um die Bewertung der CO2-Emissionen auch für die Errichtungs (A1-5), Nutzungs (B1-5), Entsorgungs (C1-4) und Recycling (D) -Phase des Gebäudes zu erweitern. Dies erfolgt durch die Ökobilanz und den Gebäuderessourcenpass (so wie im Koalitionsvertrag vorgesehen) und ergänzt das GEG damit insbesondere um die Themen Einsatz von Baustoffen, Zirkularität des Gebäudes, Ökobilanz und CO2-Emissionen im Lebenszyklus. 

Innovative Unternehmen müssen politisch kommunizieren 

Insbesondere als junges Holzbau-Unternehmen ist es wichtig, regulatorische Rahmenbedingungen im Blick zu haben und gleichzeitig eigene politische Überzeugungen und Themen glaubhaft zu kommunizieren.  

Für TRIQBRIQ ist das GLZG hier ein wichtiges Beispiel. Wir sind der Überzeugung, dass der Holzbau eine entscheidende Stellschraube im Kampf gegen den Klimawandel ist. Mit dem aktuellen GEG ist diese Stellschraube allerdings völlig blockiert. Als innovativer Holzsystem-Hersteller begreifen wir es in diesem Kontext als unsere Aufgabe aufzuzeigen, was neuste technische Entwicklungen leisten können und welche regulatorischen Anpassungen dabei nötig sind. Denn klar ist, dass wir das 1,5 Grad Ziel nicht erreichen werden, wenn wir die Vorteile des modernen Holzbaus nicht voll nutzen. Materialinnovationen müssen großvolumig verbaut werden und das ist nur möglich, wenn wir als Innovatoren auch aufzeigen, an welchen Punkten uns die Politik dabei unterstützen kann. 

Wir stellen außerdem fest, dass unsere politische Kommunikation – sei es bei Veranstaltungen, in Projektgemeinschaften oder Initiativen – immer auch dafür sorgt, dass wir von etwaigen Partner-Unternehmen und Dritten als ernstzunehmender Innovationstreiber wahrgenommen werden. Das allein ist ein erheblicher Wert, der für uns nicht zu unterschätzen ist. 

Daher gilt gerade für uns als junges Unternehmen: Holzbau muss politisch sein!