Mit der Umstrukturierung des vormaligen „Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur“ zum „Bundesministerium für Digitales und Verkehr“ hat die neue Bundesregierung ein Zeichen gesetzt: Digitales rückt stärker in den Mittelpunkt – mindestens in der politischen Kommunikation. Die Erwartungen sind hoch, aber gleichzeitig oft diffus. Was wird das neu strukturierte Ministerium tatsächlich anders handhaben? Und welche Aufgabenbereiche umfasst es überhaupt? Die CDU/CSU-Bundesfraktion machte dies auch zum Gegenstand einer Kleinen Anfrage, welche noch nicht beantwortet wurde (Stand 24.03.2022).

Für die deutsche Games-Branche ist die Frage der Zuständigkeit auf Bundesebene dagegen schon geklärt. Bereits unmittelbar nach Amtsantritt der neuen Bundesregierung im Dezember 2021 hat der Organisationserlass die Zuständigkeiten zwischen den Häusern verteilt. „Die Zuständigkeit für Games“ wird dabei dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz übertragen.

Die Symbolik dieser Entscheidung ist nicht zu unterschätzen. Games werden als Wirtschafts- und Standortfaktor begriffen. Vorbei sind die Zeiten, in denen der internationale Blockbuster „Crysis 2“ beim Deutschen Computerspielpreis 2012 als Gewinner in der Kategorie „Bestes Deutsches Spiel“ ausgezeichnet wurde, aber gleichzeitig als vermeintliches „Killerspiel“ in der politischen Debatte hochumstritten war.

Nicht vollständig aufgelöst ist diese Debatte in Bezug auf eSports. Die alte Bundesregierung zwischen CDU/CSU und SPD hatte sich die Anerkennung von eSports als Sportart in den Koalitionsvertrag geschrieben. Letztlich ist dieses Vorhaben vor allem an unterschiedlichen Auffassungen zwischen den Politikfeldern „Digitales“ und „Sport“ gescheitert. Auch vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen verhält sich die Ampel in ihrem Koalitionsvertrag nicht zu dem Thema.

Abseits der vermeintlich „großen Frage“ der Anerkennung von eSports als Sportart zeigt sich auf der Ebene der Bundesländer ein großes Maß an Pragmatismus. Dort ist eSports längst im Breitensport angekommen – und damit oft auch im Vereinswesen. Gerade für Teams und professionelle eSports-Organisationen entscheiden sich die zentralen Fragen von Infrastruktur und Förderung meist auf Landesebene.

Die Zahl der Bundesländer, die im Bereich eSports vorangehen, steigt stetig. In Schleswig-Holstein betreibt der E-Sport-Verband Schleswig-Holstein bereits regionale „E-Sport-Zentren“, welche sowohl mit Digitalisierungs- als auch mit direkten Fördermitteln des Landes unterstützt werden. Die parallel mögliche Nutzung der modern ausgestatteten Zentren als Co-Working-Spaces stärkt zusätzlich den Wirtschafts- und Innovationsstandort. Auch Sachsen-Anhalt misst eSports eine große ökonomische Bedeutung zu. Das „E-Sport Hub Sachsen-Anhalt“ wird aus Mitteln der Digitalen Agenda des Landes Sachsen-Anhalt gefördert und begreift eSports als Wirtschafts- und Innovationsfaktor für die gesamte Region. Auch in anderen Bundesländern gibt es Pilotprojekte, beispielsweise in NRW zur Integration von eSport-Angeboten in Sportvereine. Gleichwohl ist die Förderung in vielen Bundesländern bisher noch nicht an die speziellen Erfordernisse für eSports angepasst.

Für Vereine, Teams und eSports-Organisationen bedeutet das: Der Kontakt zu lokalen Entscheiderinnen und Entscheidern muss intensiviert werden. Die Bundespolitik und die direkt gewählten Abgeordneten können dabei die Rolle von wichtigen Multiplikatoren spielen. Mindestens ebenso entscheidend ist aber der aktive Erfahrungsaustausch mit den politischen Akteuren direkt vor Ort. Wissen über „best practices“ aus anderen Bundesländern bringen gerade für landes- und kommunalpolitische Stakeholder einen großen Mehrwert, welcher aktiv kommuniziert werden muss.

Ähnliches gilt für Entwicklerstudios und Publisher. Das Potenzial von Games und eSports wird Schritt für Schritt erkannt. Das E-Sport-Hub in Sachsen-Anhalt ist hierfür nur ein Beispiel, welches in Kombination mit der Ansiedlung von Intel die Attraktivität des Standortes massiv erhöht. Entsprechende Ansätze gilt es konstruktiv weiterzuentwickeln und gezielt in die politische Debatte zu tragen. Die Arbeit der Deutschen Fußball Liga zur Beginn der Corona-Pandemie zeigt: Kluge Konzepte aus der Praxis werden in Entscheidungsprozessen berücksichtigt.

Dieser Artikel hat Ihnen gefallen?
Dann geben Sie uns gerne ein Feedback und liken oder teilen ihn via Twitter und LinkedIn.