Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobilität, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel zum Thema „Der Mobilitätspass – Mobilität für alle und überall in Deutschland?“ 


Der deutsche Verkehrssektor wird stetig um innovative Mobilitätsangebote wie Sharing-Dienste für Fahrräder, E-Tretroller, Autos und andere Fahrzeuge erweitert. Um diese Services und auch andere, wie geteilte Fahrten, Routenplanung, ÖPNV-Fahrkarten und Fahrplaninformationen, nutzen zu können benötigt ein jeder Bürger und eine jede Bürgerin ein eigenes Smartphone und eine Vielzahl an Mobilitätsapps. In jeder dieser Apps müssen außerdem meist persönliche Daten und Zahlungsinformationen hinterlegt werden. Entsprechend haben einige Verkehrsunternehmen und auch internationale Plattformbetreiber Versuche gestartet universelle Lösungen zu entwickeln: einen Mobilitätspass.  

Die Idee eines Mobilitätspass besteht darin, die Nutzung der öffentlichen und privaten Verkehrsangebote für Nutzerinnen und Nutzer erheblich zu vereinfachen. Nutzende eines Mobilitätspasses sollen deutschlandweit in der Lage sein, ihre spezifische Reiseroute über eine allübergreifende Mobilitätsplattform zu bestimmen und Mobilitätsangebote vor Ort uneingeschränkt zu vergleichen, auszuwählen und nutzen zu können. Innerhalb einer App sollen alle Angebote im jeweiligen Ort oder in der jeweiligen Region, in der eine Person sich befindet, gebündelt einsehbar und nutzbar sein.  

Was spricht dafür was spricht dagegen?   

Eine allumfassende digitale Plattform wie die des Mobilitätspass kann den Verkehr innerhalb Deutschlands klimafreundlicher und vernetzter gestalten – so die Hoffnung der Befürworter. Denn im Zusammenspiel können Bus- und Bahnsysteme sowie Shared Mobility Angebote attraktive Optionen für eine neue individuelle Mobilität bieten und eine multimodale Wegekette ohne privaten Pkw ermöglichen.  

Umstritten ist vor allem unter welcher Führung eine Plattform wie die des Mobilitätspass stehen kann. Mitwirkende der Sektoren sind sich einig, dass es nicht zielführend wäre, wenn eine bundesweite Applikation zur Buchung und Bezahlung von Mobilitätsdienstleistungen staatlich geführt werden würde, da Wettbewerb besonders im innovativen Verkehrssektor entscheidend ist. Gleichzeitig kann ein bundesweiter Mobilitätspass aus dem gleichen Grund auch keinem einzelnen Unternehmen gehören. Denn Datenauswertung und die anschließende Optimierung des Angebots stellt das Kerngeschäft vieler Unternehmen im Mobilitätsbereich dar. Hätte ein Unternehmen Zugang auf die zusammenlaufenden Daten vieler Unternehmen, hätte dieses einen ungemeinen Vorteil gegenüber seinen Wettbewerbern.  

Der aktuelle regulatorische Status Quo und Best Practice Beispiele aus anderen europäischen Ländern 

Auch regulatorisch bleibt einiges bisher unklar. Zum einen fehlen bislang klare Regelungen zum einheitlichen Such-, Buch- und Bezahlprozess von E-Ticketing, welche eine transparente Marktübersicht für die Kundinnen und Kunden, Wettbewerber und den Staat selbst erschweren. Außerdem fehlt Bundesgesetzgebung zu den Themen Datenschutz, Datenweitergabe und Datenaustausch. Auch ein Konzept für moderne Mobilitätsdienstleistungen und ihren Beitrag für das Erreichen der Klimaschutz- und Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung hat die vergangene Bundesregierung bis zum Ende der Legislaturperiode nicht vorgelegt.  

Laut den Grünen fällt Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern wie Finnland, den Niederlanden oder Schweden im Wettbewerb um moderne digitalisierte Mobilitätsdienstleistungen zurück. Dort werden Konzepte und/oder Programme über den Aufbau und Betrieb von Mobilitätsplattformen erarbeitet, in welchen insbesondere der Datenaustausch und die Datenverfügbarkeit im Vordergrund der Ausführungen.  

Was kann also von der neuen Bundesregierung erwartet werden? 

Im aktuellen Sondierungspapier der Parteien SPD, Bündnis 90/Die Grünen und der FPD wird der Mobilitätspass nicht aufgegriffen. Trotz dessen sind die Grünen Unterstützer der Idee und Einführung eines „Mobilpass“. So stellten sie in der vergangenen Legislaturperiode mehrere Anträge die Entwicklung eines „MobilPasses“ in Form eines anbieterneutralen Standards für alle vorhandenen und künftigen Mobilitäts-Apps zu fördern und voranzutreiben und führten „Mobilpass einführen“ als eigenen Unterpunkt in ihrem Wahlprogramm.  

Besonders mit Hinblick auf die klimapolitischen Ziele der neuen Bundesregierung wird das Thema Verkehr eine große Rolle spielen müssen. Es bleibt abzuwarten welche digitalen und verkehrspolitischen Ziele der Koalitionsvertrag beinhalten wird.  

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