Digitale Technologien und Innovationen erregen immer mehr die Aufmerksamkeit von Start-ups, Bürgern sowie Unternehmen, denn schließlich bieten sie Raum für faszinierende Möglichkeiten. Aber auch für Gesetzgeber und Regulierungsbehörden, die Innovationen proaktiv fördern und mitgestalten wollen, sind Digitale Technologien von Interesse. Neben Bitcoin und anderen Kryptowährungen, ist die digitale Aufzeichnungstechnologie namens Blockchain, ein Key Player auf diesem Gebiet.

Die Blockchain wird insbesondere aufgrund ihrer Fähigkeit geschätzt, Transaktionen in unveränderlichen, verschlüsselten Ledgern öffentlich zu validieren, aufzuzeichnen und zu verteilen. Jede Transaktion wird durch den Mehrheitsbeschluss der Systemteilnehmer verifiziert, wodurch ein dezentraler Datensatz entsteht, der detailliert, transparent, mit Zeitstempel versehen und fälschungssicher ist. Blockchains können öffentlich sein, von einem Zusammenschluss von Unternehmen kontrolliert oder privat von einer zentralen Behörde betrieben werden.

Befürworter hoffen, dass die Technologie den Informationsaustausch in einer zunehmend vernetzten Welt innovativ beeinflussen kann. Wie es in der aktuellen Blockchain-Strategie der EU heißt, wird die Technologie „beim Aufbau einer bürgernahen, nachhaltigen, transparenten und integrativen europäischen digitalen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielen“. Beispielsweise kann Blockchain in Lieferketten und im Bereich der Produktsicherheit Effizienzgewinne in Aussicht stellen sowie Umwelt-, Sozial-, und Governance-Fragen integrieren und die Verbrauchersicherheit in Unternehmen verbessern.

Ein Pfad zur Nachhaltigkeit

In der Vergangenheit wurde die Blockchain vor allem in der Fintech-Branche eingesetzt, wo sie Effizienzsteigerungen, mehr Transparent und das Potenzial für automatisierte „smarte Verträge“ versprach. Allerdings werden die Anwendungsbereiche der Technologie immer vielfältiger und sind in fast allen Branchen von Bedeutung, die die Integrität, Konsistenz und Sicherheit von Daten erfordern. So könnte die Blockchain-Technologie beispielsweise auch ein wichtiges Instrument zur Förderung nachhaltiger Unternehmen sein. Da Blockchain die vollständige Rückverfolgbarkeit von Produkten entlang der gesamten Lieferkette ermöglicht, bestünde für die involvierten Akteure potenziell die Möglichkeit, auf Informationen über Umwelt-, Sozial- und Governance-Standards zuzugreifen. Blockchain könnte den Weg jedes Produkts fälschungssicher abbilden, von der Herstellung bis zum Endverbraucher, sowie in einer Kreislaufwirtschaft entlang des gesamten Lebenszyklus. Sowohl Unternehmen als auch Endverbraucher würden von einer gesteigerten Transparenz hinsichtlich der ausgelagerten Herstellung profitieren. Somit wird ein realisierbares Instrument zur Förderung nachhaltiger Unternehmen in einer komplexen, globalisierten Welt geschaffen.

Daher ist es nicht überraschend, dass sowohl auf europäischer als auch auf nationaler Ebene großes Interesse am Nachhaltigkeitspotenzial von Blockchain besteht. So wird in der „Europäischen Blockchain-Strategie“ vom Januar 2021 ausdrücklich das Potenzial von Blockchain für die „Förderung einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung, die Bekämpfung des Klimawandels und die Unterstützung des Europäischen Grünen Deals“ anerkannt. Darüber hinaus hat das Europäische Parlament in einer Entschließung zur Sorgfaltspflicht und Rechenschaftspflicht von Unternehmen vom März 2021 den Anteil hervorgehoben, den innovative Technologien wie Blockchain daran haben könnten, dass Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten in der gesamten Wertschöpfungskette verfolgen können.

Das Potenzial von Blockchain in Lieferketten wird auch von den Gesetzgebern auf nationaler Ebene verfolgt. Deutschland hat bereits 2019 eine eigene „Blockchain-Strategie“ verabschiedet, in der festgehalten wird:

„Die Bundesregierung macht sich zur Aufgabe, die Möglichkeiten der Blockchain-Technologie für Liefer- und Wertschöpfungsketten zu fördern. […] Die Bundesregierung prüft, wie der Einsatz von Blockchain-Technologien zur Sicherstellung von ökologisch und sozial nachhaltigen, effizienten und sicheren Lieferketten eingesetzt und befördert werden sowie zur Schließung von Produktionskreisläufen beitragen kann.“

In diesem Zusammenhand testet die Bundesregierung den Einsatz von Blockchain in drei Pilotprojekten des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Anhand von nachhaltigen Agrarlieferketten in Äthiopien, einem Rückverfolgbarkeitssystem für eine Kaffeekooperative in Ruanda und einer Gewürzlieferkette in Sri Lanka hofft man, dass die Blockchain-Technologie ein wirksames Instrument zur Überwachung der Einhaltung von Umwelt-, Sozial und Governance-Zielen sein kann.

Blockchain in der Produktsicherheit

Der Einsatz von Blockchain in Lieferketten ist auch sehr vielversprechend, um die Sicherheit für Produkte und Waren zu verbessern. Im vergangenen Jahr hat das Europäische Parlament mehrere Möglichkeiten geprüft, wie Blockchain die Produktsicherheit für Verbraucher verbessern könnte.

Der Bericht des Europäischen Parlaments über die Produktsicherheit im Binnenmarkt vom November 2020 nennt mehrere Vorteile der Blockchain für diesen Bereich. In erster Linie könnte Blockchain genutzt werden, um das Wissen der Kunden über die Sicherheit des jeweiligen Produktes zu verbessern. Zum Beispiel durch die Entwicklung „interoperabler Datenbanken, in denen Verletzungen infolge unsicherer und im Binnenmarkt in Verkehr gebrachter Produkte registriert werden.“ Wie schon bei den Nachhaltigkeitsanwendungen von Blockchain, könnte die Technologie als wichtiges Informationsinstrument für Verbraucher eingesetzt werden. Somit könnte Blockchain die Effektivität von Behörden und Händlern steigern, indem frühzeitig Maßnahmen gegen unsichere Produkte ergriffen werden. Da Fälschungen häufig mit einer höheren Zahl von Gesundheits- und Sicherheitsvorfällen für die Verbraucher verbunden sind, könnte die Blockchain zur erweiterten Risikominderung und zur Verbesserung der Einhaltung von Sicherheitsvorschriften eingesetzt werden. In diesem Zusammenhang könnte eine vertiefte Kenntnis der einzelnen Lieferketten simplere und wirksamere Überwachungskontrollen ermöglichen. Blockchain eröffnet den Unternehmen daher spannende Perspektiven und verspricht innovative Möglichkeiten für den Datenaustausch sowie ein Mittel zur Förderung von Nachhaltigkeit und besserer Produktsicherheit.

Die politische Ebene

Der aktuelle Rechtsrahmen ist vielversprechend für die weitere Entwicklung der Blockchain, insbesondere im Zusammenhang mit nachhaltiger Unternehmensführung. Während Deutschland kürzlich ein Gesetz zur Sorgfaltspflicht in Lieferketten („Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz“) verabschiedet hat, hat EU-Justizkommissar Didier Reynders eine Gesetzesinitiative zur nachhaltigen Unternehmensführung zugesagt, die für Ende Oktober 2021 erwartet wird. In den Diskussionen zu beiden Vorschlägen bekundeten die Gesetzgeber ein deutliches Interesse daran, den effektiven Einsatz von Technologie, einschließlich Blockchain zur Überwachung von Umwelt-, Sozial- und Governance-Verpflichtungen zu fördern.

Aus der Perspektive der Produktsicherheit bietet die aktuelle Verordnung über die allgemeine Produktsicherheit, die von der Europäischen Kommission Ende Juni zur Überarbeitung der bestehenden Richtlinie vorgeschlagen wurde, ebenfalls interessante Möglichkeiten für die Einbeziehung der Blockchain-Technologie. Gesetzgeber sind eindeutig begeistert vom Potenzial der Blockchain und haben großes Interesse daran, von Unternehmen zu erfahren, wie sie die Technologie effektiv einsetzen können. Angesichts des Volumens der Fördermittel, die den europäischen Unternehmen zur Verfügung stehen, ist es für Interessengruppen an der Zeit, sich einzubringen und die Diskussion darüber mitzugestalten, wie die Blockchain-Technologie zur Verbesserung unseres täglichen Lebens eingesetzt werden kann.