Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobility, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel aus dem Newsletter:

Zentraler Punkt jeder Mobilitätsdebatte in Europa ist die Förderung von Elektromobilität und der damit einhergehende Ausbau einer soliden Ladesäuleninfrastruktur. Und trotzdem befinden wir uns in Deutschland erst am Anfang dieser Entwicklung. Die Quote an Elektromobilität in Deutschland ist weiterhin gering, auch wenn die jüngsten Zulassungszahlen aus Juli der Beginn eines möglichen Trends sein könnten. Festzuhalten bleibt dennoch: Bislang konnte sich das Elektroauto nicht durchsetzen, denn die Hürden zum Kauf eines Elektroautos sind eindeutig:

  1. Der Nutzer ist mit dem Kauf eines E-Autos an eine flächendeckende Ladeinfrastruktur gebunden ist. Diese besteht aktuell in Deutschland nicht. Neben dem “Henne-Ei-Problem“ – fahren keine E-Autos, werden keine Ladesäulen installiert und vice versa – ist bislang auch kein Automobilhersteller-unabhängiges Geschäftsmodell für den Betrieb von Ladesäulen erkennbar, wie es etwa bei der klassischen Tankstelle der Fall ist.
  2. Dies führt zum zweiten Problem: Die Ladesäuleninfrastruktur ist aktuell noch ein wirrer Markt an Möglichkeiten: verschiedene Stecker, verschiedene Stromarten und verschiedene Stromstärken führen dazu, dass der Nutzer eines Elektrofahrzeugs dieses nicht an jeder beliebigen Ladesäule aufladen kann.

Wie können also diese Hürden genommen werden, um die Anreize zur E-Mobilität zu steigern? Und wie wirkt sich das auf Anbieter einerseits und auf den Gesetzgeber andererseits aus?

Norwegen ist Vorreiter in Europa

Ein Blick nach Norwegen zeigt den dort bereits fortgeschrittenen Zugang zu und die Vertrautheit mit Elektromobilität. Ein Zustand, in dem das hier gegenwärtige Henne-Ei-Problem schon überwunden zu sein scheint und die Nutzung der Elektromobilität im vollen Gange ist. Das Bewusstsein für Elektrofahrzeuge ist in Norwegen nicht mehr zu leugnen und das liegt an einer frühangelegten Werbekampagne: Pop-Bands, die für Elektrofahrzeuge warben, und die Integration von Elektroautos bei den Olympischen Winterspielen in den 1990ern legten die Grundsteine für ein verbreitetes Interesse an E-Autos. Gleichzeitig hat Norwegen dieses Interesse durch einen schnellen, staatlichen Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur aufgegriffen und ist so auf das gesattelte Pferd aufgesprungen. Letztlich hat diese Parallelität der Förderung beider Stränge Norwegen zum Vorreiter von Elektromobilität in Europa gemacht.

Standardisierung darf nicht mit Abhängigkeit einhergehen

Und trotzdem gilt es sich im Zuge einer großangelegten Förderung von Elektromobilität die Frage nach einer Standardisierung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Technologieoffenheit zu stellen: Wie kann ein offener Wettbewerb sichergestellt werden, der die Beteiligung und Innovationskraft aller Unternehmen fördert, ohne dabei unterschiedliche Standards dulden zu müssen? Und wie können einheitliche Standards sich in Deutschland durchsetzen, ohne dabei neue Innovationen zu unterdrücken? Mit der Ladesäulenverordnung aus 2016 versucht das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) genau diese Problematik in einen rechtlichen Rahmen zu legen. Sie fordert die Komptabilität aller Ladestecker für öffentliche Ladestationen und stellt somit einen ersten einheitlichen Anspruch an die Anbieter her.

Nur Austausch und eine Förderung auf mehreren Ebenen führen zum Erfolg

Letzten Endes sollte es das Ziel sein, ein breit aufgestelltes und ausgeglichenes Angebot an Elektromobilität in Deutschland sicherzustellen. Unterstützt zum einen durch politische Entscheidungsträger, die die wechselseitige Abhängigkeit von Infrastruktur und Fahrzeugen eher als Ansporn für eine Förderung beider Stränge gleichzeitig sehen anstatt als Entschuldigung. Und zum anderen durch das Interesse der Unternehmen selbst, sich in internationalen Gremien abzustimmen und auf selbst gesetzte Standards zu einigen. So kann einem Eingreifen der Politik entgegengewirkt und verpflichtende Standards, wie sie beispielsweise bei Handyladekabeln bestehen, vermieden werden.

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