Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobilität, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel:


Bereits seit einigen Jahren tobt die Debatte um die Verkehrswende im Land und häufig geht es dabei um bundespolitische Entscheidungen. Braucht es eine E-Auto Förderung, ist der Tankrabatt sinnvoll, soll das 9-Euro Ticket verlängert werden oder welche Daten sollen die Anbieter von Sharingunternehmen teilen müssen? Über all diese Fragen tobt zu Recht eine intensive Diskussion in der Politik und das nächste Klimaschutzsofortprogramm wird derzeit ausgearbeitet. Dennoch darf hierbei nicht vergessen werden, dass Deutschland laut den Daten des Umweltbundesamtes die selbst gesteckten Klimaziele im Verkehrsbereich letztes Jahr verfehlt hat und es vor allem schnelle statt perfekter Lösungen braucht.

Ungefähr 20% der Emissionen in Deutschland stammen aus dem Verkehrssektor. Dieser hat neben dem Gebäudesektor als einziger die Emissionsziele 2021 verfehlt und muss dringend nachbessern. Neben schnellen Entwicklungen wie dem 9 Euro Ticket braucht es aber auch einen Umbau der kommunalen Infrastruktur, um das Auto verzichtbar zu machen und den ÖPNV zu stärken. Auch die Bundesländer können innovative Programme auf den Weg bringen. Beispielsweise könnte man auf Landesebene eigene Prämien entwickeln. Wenn man den Kfz-Zulassungsschein gegen ein ÖPNV Mehrjahresabo tauschen könnte, würde das ein oder andere wenig bewegte Auto von den Straßen sicherlich verschwinden.

Kommunale Umsetzungen, auch ganz ohne bundespolitische Debatten

Auch Modellvorhaben wie die Friedrichstraße in Berlin zeigen, dass man lokal etwas verändern kann. Dort wurde eine zentrale Straße mitten in Berlin für den Autoverkehr gesperrt und für den Fuß- und Radverkehr ausgelegt. Ein anderes und noch erfolgreicheres Beispiel sind Pop-up Radwege, welche in der Pandemie entstanden sind und eine sichere Infrastruktur schaffen, mithilfe der Menschen lieber auf den E-Scooter oder das Rad umsteigen. Wichtig ist hierbei ein Gesamtkonzept zu entwickeln, welches verschiedene Nutzergruppen beteiligt und deren Wünsche bei der Umsetzung berücksichtigt. So fehlen oftmals Abstellmöglichkeiten für Fahrräder und E-Scooter.

Auch internationale Städte wie Paris gehen diesen Weg. So werden dort immer mehr Radwege errichtet und Parkplätze umgewidmet. Die Bürgermeisterin Anna Hidalgo sprach sich auch für einen schnelleren Umbau aus und sagt: „Wir haben zehn Jahre Zeit, um zu handeln – das heißt machen und nicht diskutieren, was man unternehmen könnte.“ Diese Geschwindigkeit ist auch für andere Städte wegweisend auf dem Weg zur Klimaneutralität.

Beispiele aus Berlin zeigen einen vernetzten Ansatz

Auch im Bereich Schulwegsicherheit haben die Kommunen Möglichkeiten die Verkehrswende mit Leben zu füllen, ohne auf den Bund zu warten. So hat der Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf beispielsweise die Untersuchung der Schulwegsicherheit an allen Schulen im Bezirk in Auftrag gegeben. Herausgekommen ist dabei ein Katalog von Maßnahmen, die jetzt schrittweise umgesetzt werden müssen. Hierfür braucht es vor allem Personal in der Verwaltung und ausreichende finanzielle Ressourcen im Haushalt. Dafür ist die Umsetzung aber ungleich einfacher, da man mit wenigen neuen Schildern, Pollern an Kreuzungen, Gehwegvorstreckungen und Zebrastreifen unmittelbar Veränderungen schafft und gleichzeitig das Thema bei Eltern, Schülern und Lehrkräften auf die Agenda setzt.

So braucht es auf der einen Seite bundespolitische Veränderungen, aber auch zügige lokale Projekte, die nicht auf den Bund warten, sondern schon in die Umsetzung gehen. Wichtig hierbei ist die Vernetzung von unterschiedlichen Akteuren, um Impulse rechtzeitig aufzunehmen und Bedenken auszuräumen, denn die Verkehrswende kann nur durch eine gesellschaftliche Akzeptanz gelingen.