Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobilität, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel zum Einsatz von Drohnen im städtischen Umfeld.


Wir haben mit Christoph Raab, dem Generalsekretär der Alliance for New Mobility Europe (AME) gesprochen. AME ist ein Zusammenschluss verschiedener Akteure und Pioniere im Bereich neuer Mobilität in der Luftfahrt. Der Verband hat vor allem Mitglieder aus dem Bereich Liefer- und Dienstleistungsdrohnen, konzentriert sich aber insbesondere darauf, wie in einer dreidimensionalen Stadt die Idee und das Geschäftsmodell „Drohne“ in eine existierende Umgebung und ein existierendes Mobilitätsgefüge integriert werden könne. Dabei gehe es insbesondere darum als Drohnencommunity mit den anderen Beteiligten in den Dialog zu treten, welche Standards und Anforderungen der existierenden Strukturen berücksichtigt und eventuell harmonisiert werden müssen, um diese neuen Möglichkeiten sinnvoll einzubinden.

Was sind also die Anwendungsmöglichkeiten von Drohnen?

Wer aktuell in befahrenen Regionen von A nach B kommen möchte, tut diese meist weder auf dem direktesten noch auf dem schnellsten Weg. Denn zum einen müssen sich Straßen um naturgegebene Hindernisse und Gebäude winden und zum anderen sind sie häufig durch eine Vielzahl anderer Fahrzeuge geblockt. Gerade zu Stoßzeiten sind Deutschlands Straßen in den Städten dicht. Das kann sich laut Christoph Raab ändern: „Durch den Einsatz von Drohnen kann ich die bisher zweidimensional gestaltete Stadt entlasten: Ich nehme Stau von Straßen weg und bringe mit dem Luftraum ein dritte Dimension ein, in den ein Teil des  Verkehrs verlagert werden kann, vor allem zu Spitzenzeiten wie etwa vor Weihnachten. Die Anwendung kann hier in Flugtaxis liegen; eine viel breitere Anwendung wird jedoch im Lieferverkehr liegen.“

 

Die AME will Voraussetzungen dafür schaffen, Drohnen in städtische Mobilitätsgefüge zu integrieren. Ein Weg dorthin wurde 2021 bereits von einem der AME-Mitglieder aufgezeigt. Die in Frankfurt ansässige Droniq GmbH hat vergangenes Jahr im Hamburger Hafen das U-Space Reallabor umgesetzt. Die Idee des U-Space: Drohnenpiloten künftig eine Art eigenes Verkehrssystem zur Verfügung zu stellen, um Drohneneinsätze in urbanen Regionen einfach und sicher zu ermöglichen.
Copyright: Droniq GmbH.

 

Vor allen Dingen kann dies insbesondere in zeitkritische Situationen, wie Beispiel beim Einsatz von Blaulichtfahrzeugen, zu einer großen Entlastung beitragen. Sowohl für Feuerwehren als auch für Rettungskräfte sei der Einsatz von Drohnen „offensichtlich“. Durch den Einsatz von Drohnen lassen sich Menschen aus gefährlichen Situationen heraushalten und zum Beispiel bei Bränden und Unfällen wird durch ein schnelleres Lagebild per Drohne wertvolle Zeit gewonnen.

Woran liegt es also, dass wir zwar seit langer Zeit immer wieder über die Möglichkeiten von Drohnen diskutieren, sie aber bisher weder im städtischen Umfeld für Lieferungen noch bei Notfalleinsätzen für Dienstleistungen einsetzen? Laut Raab sind dies drei Dinge: „Fehlende Regeln, fehlende Awareness und Zurückhaltung bei der Anwendung neuer Technologie.“

Drei Aspekte hindern den Einsatz von Liefer- und Dienstleistungsdrohnen

Die Regulierung habe erst 2018 von der EU-Ebene kommend begonnen und benötige zudem sehr viel Zeit: Luftfahrt ist komplex und erfordert höchste Sicherheitsregeln, außerdem sorgen die Implementierungsfristen von 12-18 Monaten für einen langen Umsetzungszeitraum.
Gleichzeitig wirken Drohnen in der Öffentlichkeit immer noch sehr futuristisch und sind gerade auf kommunaler Ebene keine Priorität. Dort geht es dem zuständigen Bürgermeister oder der Bürgermeisterin vielmehr um Themen wie etwa Wohnraum oder Bildung. Für sich genommen natürlich sehr wichtige und valide Themen, aber die Innovation darf dabei nicht auf der Strecke bleiben.“  

Schließlich ist Deutschland auch bekannt für seine Skepsis gegenüber neuen Technologien und den möglichen Gefahren, die damit einhergehen könnten: Sicherheit, Datenschutz oder Lärmbelästigung. Alles nachvollziehbare Sorgen, die jedoch die Einführung von Drohnen im Mobilitätsalltag verlangsamen, so Raab, der für ein pragmatisches Schritt-für-Schritt-Vorgehen wirbt.

Wie kann die aktuelle Stagnation überwunden werden?

Kritisch sei im bisherigen Prozess die Zurückhaltung der deutschen Bundesregierung gewesen, sowohl bei der Rechtsgestaltung in Brüssel als auch auf Bundesebene. Mit voranschreitender Zeit und ausgereifter Technologie erhofft sich Raab in Zukunft vom neuen Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mehr Schub: „Das neue BMDV sollte die Ausgestaltung der Drohnenregulierung proaktiver gestalten.“ Denn auf EU-Ebene wird die bisherige Regulierung zukünftig immer weiter verfeinert. In einem iterativen Prozess werde bei der Drohnenregulierung nun aus einem bisher sehr groben Raster immer feinere Regeln geschaffen. Ein zentraler Aspekt seien dabei laut Raab einheitliche Standards, denn nur mit ausgereiften Standards lässt sich eine „sinnvolle Verknüpfung zwischen der bisherigen Zweidimensionalität von Städten und der dritten neuen Dimension herstellen.“

Die Erwartungshaltung ist, dass diese einen großen Platz in der neuen Drohnen-Strategie 2.0 einnehmen wird, die von der Europäischen Kommission für die zweite Jahreshälfte 2022 angekündigt wurde, und dass sich die deutsche Bundesregierung dann auch proaktiv einbringe. Nur so sei es möglich ein neue Mobilitätsstruktur in deutschen Städten zu entwickeln. Ab Januar 2023 gilt dann der EU-Rechtsrahmen für das Management des unteren Luftraums, des sogenannten „U-space“. Mit diesen Regeln wird sich die Einführung von Drohnen und entsprechenden Dienstleistungen deutlich beschleunigen, so Raab.

  • Beitrag von Christop Raab (AME); Amelie von Lenthe, Timm Bopp Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 145 Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 201 24.2.2022
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