Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobilität, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel zum Thema „Digitalisierung der Logistik – ein vergessene Möglichkeit für mehr Nachhaltigkeit?“. Dazu haben wir uns mit Trond Stern von cargonexx unterhalten.


 

Schlangen an LKWs fahren über die Autobahnen Deutschlands und transportieren Güter von A nach B, um Supermärkte zu füllen, Produktionsstätten mit Teilen zu beliefern oder Produkte in die einzelnen Haushalte zu transportieren – in Europa sind es pro Tag ca. zwei Millionen LKW-Transporte. Dass der Verkehr also für ca. ein Viertel der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich ist, scheint nicht überraschend. Gerade im Logistik-Bereich besteht noch viel Bedarf, einen Beitrag zur Klimaneutralität zu leisten. Dieser wird jedoch nicht allzu schnell im Bereich Antrieb Veränderungen hervorrufen. Umso wichtiger wird es auf eine Effizienzsteigerung mittels Digitalisierung zu setzen.

Denn aktuell ist im Durchschnitt jeder dritte LKW auf den deutschen Autobahnen leer unterwegs, ohne also ein Gut von A nach B zu bringen. Das liegt unter anderem daran, dass Großtransporter nicht immer da eine neue Ladung bekommen, wo sie die alte Ladung abliefern, sondern stattdessen um die 120km zwischen der Entladung und der neuen Beladung als Leerfahrt überbrücken müssen.

Der LKW-Markt ist mit ca. 340 Milliarden Euro in Europa einer der größten in der Verkehrsbranche und ist zugleich stark fragmentiert: Es gibt über 300.000 Unternehmen in Europa, die LKWs besitzen und die Gütertransporte unter sich aufteilen. Die Koordination, wer also welche Fahrten übernimmt ist hoch und entspinnt sich in einem enorm großen und intransparenten Zweitmarkt.

 

Ziel: Ein digitaler Marktplatz

Ein digitaler Marktplatz, auf dem alle Akteure und Aktionen in den direkten Austausch miteinander gebrachten könnte dies in Zukunft strukturieren und umweltschädliche Leerfahrten vermeiden – so das entfernte Ziel von knapp 100 jungen Unternehmen und Start-Ups wie cargonexx in Europa. Essenziell dafür sind zwei Datenfelder:

  1. Wo sind Ladungen, für die es keine Kapazitäten gibt?
  2. Wo sind Kapazitäten frei, die keine Ladungen haben?

Diese Daten zu erheben und zu koordinieren, daran arbeiten all diese Unternehmen, doch der Austausch zu einem gemeinsam Projekt ist gering.

Dem entgegenwirken könnten politische Anreize und Förderungen. So ist auch die Idee einer Initiative der Bundesregierung: mFund soll einen solchen Datenaustausch fördern und jungen Unternehmen Zugang zu weiteren als den eigenen Daten ermöglichen. Dabei werden Projekte finanziell gefördert, die im Gegenzug ihre Daten über eine Plattform teilen und darüber wiederum Daten von anderen bekommen können. Um die Digitalisierung zu beschleunigen und Hürden durch Informationslücken abzubauen ist die Idee die richtige, doch in der Praxis wird die Initiative häufig kritisiert: maßgebliche Informationen über Maut-Daten oder beispielsweise Wetter-Daten, die für die Optimierung der LKW-Fahrten eine essenzielle Rolle spielen, sind hier nicht zugänglich.

 

Digitale Logistik muss politischen Raum finden

Wenn also die Wirtschaft an Angeboten wimmelt, um mit einer verbesserten digitalen Lösung die Logistikbranche nachhaltiger und effizienter zu gestalten, dann muss auch die Politik ihren Teil dazu beitragen. Während sich politische Entscheidungen aktuell jedoch meist auf eine „harte“ Regulierung fokussieren, sollten sie in Zukunft das Potential einer Effizienzsteigerung durch Digitalisierung sehen. So würde es bereits helfen, Digitalisierungsangebote in der Logistikbranche – anbieterunabhängig – politisch zu stützen, um hier für einen schnellen Hochlauf zu sorgen. Es wird die Aufgabe der neuen Bundesregierung, dem Feld mehr Raum zu geben. Denn obwohl es sich um einen so großen Markt handelt, liegt der Fokus aktuell mehr auf innerstädtischer Logistik und Autoverkehr. Dies zu ändern und den politischen Blick stärker noch auf die Potentiale der Güterbranche zu lenken, wird auch Aufgabe der Public Policy Verantwortlichen. Denn nur mit politischer Unterstützung und Förderung, und einem verbesserten Datenaustausch kann die Entwicklung eines solchen digitalen Logistik-Marktplatzes umgesetzt werden. Und nur so kann auch einer der größten Transportmärkte in Europa in einen nachhaltigen und innovativ gestalteten Markt weiterentwickelt werden.

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  • Beitrag von Amelie von Lenthe Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 145 Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 201 20.1.2022
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