Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobilität, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel zum Thema „Die Zukunft deutscher Großstädte –Autofreie Innenstädte? .  


Stand heute fahren in Deutschland über 45 Millionen Autos auf den deutschen Straßen.

Mit dieser hohen Zahl an Pkw kommt auch ein hohes Vorkommen an Stau, Stickoxidbelastung, Lärmbeschwerden, Unfällen und vielem mehr. Entsprechend wird vielerorts der Wunsch nach mehr Lebensqualität durch weniger Autos in den Städten lauter. Weniger Autos wären umweltfreundlicher und der gewonnene innerstädtische Platz könne für viele andere Nutzen und Aktivitäten verwendet werden. In Berlin beispielsweise setzt sich aktuell die Initiative „Berlin autofrei“ für eine Reduzierung des Verkehrs innerhalb des S-Bahn-Rings per Volksentscheid ein.

Generell steht das Thema Stadtverkehr der Zukunft mittlerweile zunehmend im Fokus einer breiten Öffentlichkeit. Der Handlungsdruck auf die Politik steigt stetig weiter an, da es um die richtigen Weichenstellungen für eine nachhaltige und klimafreundliche Mobilität geht.

Die Mobilität von Personen und Gütern muss mit einer neuen Umwelt- und Lebensqualität in Einklang gebracht werden.

Ein gutes Nahverkehrsnetz, der Ausbau der Radwege und Parkmöglichkeiten am Stadtrand bieten Alternativen zum Autoverkehr. Entsprechend liegt der aktuelle verkehrspolitische Fokus größtenteils auf dem Wandel des ÖPNV. So werden Flotten durch Deutschland hindurch zunehmend elektrisiert, der ÖPNV wird um Sharing-Angebote erweitert und der Fuß- und Radverkehr stark gefördert und ausgebaut.

Autofreie Orte in Deutschland gibt es bereits einige, jedoch wenige. Einige Großstädte wie Hamburg, mit dem Projekt „Ottensen macht Platz“, oder München sind bereits dabei ihre Innenstädte zu dekarbonisieren. Es bleibt abzuwarten was Petitionen wie „Berlin autofrei“ erreichen. Doch geht es ganz ohne eigenes Auto? Sind multimodale Lösungen der Weg in die Zukunft?

Wir haben mit Felix Jakobsen, Business Development Director bei Zoba gesprochen.

Zoba steigert die Rentabilität von Shared Mobility Betreibern durch die Automatisierung operativer Entscheidungen. Die API-basierte Software von Zoba nachfragebasierte dynamische Fahrzeugpositionierung, Lade- und Akkutauschvorgänge sowie Routing für die weltweit führenden multimodalen Mobilitätsanbieter in über 150 Städten weltweit. Durch den Einsatz von Zoba können Mobilitätsanbieter ihre Einnahmen drastisch steigern, komplexe Abläufe vereinfachen und die Einhaltung städtischer Vorschriften verbessern.

 

Herr Jakobsen, wie wäre der multimodale Mix einer Großstadt am besten aufgestellt? 

Ich denke, dass sich der multimodale Mix an verschiedenen Faktoren orientieren sollte.
Primär sind dies Distanzen und Wege, welche innerhalb der Stadt zurückgelegt werden müssen. Denn diese definieren die tatsächliche Mobilität in der Stadt.

Im zweiten Schritt sollten wir uns den ÖPNV anschauen. Dieser ist häufig das Rückgrat der Mobilität, insbesondere für etwas längere Strecken in der Stadt. Darauf basierend sollten verschiedene Formen der Mikromobilität sowie Car-Sharing integriert werden. Dazu ist es jedoch auch wichtig, die entsprechende Infrastruktur bereit zu stellen und diese Formen der Mobilität zu fördern – so wie momentan bereits der ÖPNV und die private PKW-Nutzung massiv gefördert werden.

Und welche Verkehrsmittel werden aktuell in ihren Potenzialen nicht stark genug wahrgenommen und/oder gefördert?

Meines Erachtens werden jegliche Formen geteilter Mobilität nicht ausreichend gefördert und dadurch auch nicht genug wahrgenommen. In der öffentlichen Debatte sprechen wir immer darüber, dass bestimmte Modalitäten keine Autofahrten ersetzen würden. Vielleicht liegt es jedoch nicht am fehlenden Potenzial neuer Verkehrsmittel, sondern an der übermächtigen Förderung des individuell genutzten PKW. Wenn wir nach Amsterdam oder Kopenhagen schauen, machen sie uns schon lange vor, wie es anders gehen kann. Aber auch Paris hat in nur wenigen Jahren gezeigt, dass eine Verwandlung von einer reinen Autostadt in eine Stadt voll gelebter und geliebter Mikromobilität möglich ist. Sowohl geteilt als auch individuell genutzt.

Wo sehen Sie hin zu multimodaler Mobilität die größten politischen und regulatorischen Hindernisse hin zu mehr Sharing? 

Einer der größten Brocken ist das Parken. Es ist zwingend notwendig, die Parkkosten für Carsharing-Autos zu reduzieren. Sowohl für Autos als auch Fahrzeuge der Mikromobilität ist es zudem wichtig, entsprechenden Parkraum umzuwandeln; in Carsharing-spezifische Parkplätze und entsprechende Parkstationen für Mopeds, E-Scooter, und Fahrräder.

Dadurch schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe: 1. wir incentivieren und vereinfachen die Nutzung geteilter Mobilität, und 2. nehmen wir dem privat genutzten PKW Raum weg.

Zusätzlich ist es notwendig, die Vormachtstellung des Autos zu reduzieren indem wir mehr Raum für sonstige Fahrzeuge schaffen – im Sinne von Fahrbahnen und Wegen.

Sind technische Anwendungen eventuell nicht weit genug fortgeschritten? 

Ich denke, dass technische Anwendungen grundsätzlich existieren. Auch hier können wir in unsere Nachbarländer Dänemark und die Niederlande schauen, wo einheitliche technische Lösungen vorhanden sind. Dieselbe technische Infrastruktur könnte auch in Deutschland genutzt werden.

Wo sehen Sie sowohl die deutschen Großstädte als auch kleinere Kommunen in 10 Jahren? Welche Herausforderungen sehen Sie?

Der momentanen Politik nach zu urteilen möchte man meinen, dass sich hier mobilitätsseitig nicht sehr viel verändern wird.

Ich denke jedoch, dass sowohl auf Bundesebene als auch auf kommunaler Ebene kein Weg daran vorbei führen wird, drastische Veränderungen in der Mobilitätswelt herbeizuführen.

Und hier wird es unumgänglich sein, das Privileg des privat genutzten PKW zu reduzieren. Und dies wird automatisch deutlich mehr geteilte Mobilität bedeuten. Ob wir in zehn Jahren bereits autonome Shuttles in den Großstädten sehen werden kann ich nicht sagen.

Gerade der rurale und kleinstädtische Raum ist für die Verkehrswende jedoch sehr wichtig, da hier der private PKW leider noch eine nahezu unersetzbare Rolle spielt. Hier ist es wieder notwendig, zunächst den ÖPNV auszubauen und gleichzeitig die lokale Wirtschaft zu fördern, sodass die Wege sich verkürzen. Multimodale Angebote können zudem eine ergänzende Rolle spielen. Tatsächlich bekommen wir mit, dass gerade die Politik in kleineren Kommunen sich über die Ansiedlung von Mobilitätsdiensten freut und diese willkommen heißt.

 

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