Knapp 80 Tage verbleiben bis zur Bundestagswahl und der Entscheidung, wer in den nächsten vier Jahren die deutsche Politik und Gesetzgebung prägen darf. Eines steht jedoch mittlerweile fest: Wer die Personen aus den 299 Wahlkreisen und den 96 relevanten Landeslisten sein werden, die den 20. Deutschen Bundestag konstituieren können. Denn mit der Ausnahme der strittigen Grünen-Liste im Saarland sind die Landeslisten aufgestellt und die Direktkandidaten nominiert. Mit unserer „Rising Stars“-Datenbank werfen wir einen Blick auf die aussichtsreichen Kandidaten.
Keine einfache Prognose möglich
Mandatsgenaue Prognosen der Bundestagswahl sind herausfordernd. Nicht nur weil die politische Stimmung sich bis zum 26. September noch ändern kann, sondern auch weil Überhangs-/Ausgleichsmandate und die Mandatsverteilung zwischen Bundesländern sehr stark mit der konkreten Stimmabgabe zusammenhängen. Wir haben dennoch basierend auf einigen Annahmen und einem vereinfachten Rechenmodell eine Prognose der wahrscheinlichen Kandidaten gewagt. Wichtig ist das Adjektiv, uns interessiert hier nicht die mandatsgenaue Zusammensetzung des zukünftigen Bundestages, sondern die Kandidaten aus den über 1.900, die eine realistische Chance auf den Einzug haben. Diese 818 Kandidaten, die sehr oder eher wahrscheinlich in den Bundestag einziehen könnten, sind für Public Policy Verantwortliche besonders interessant. Es handelt sich um die Berichterstatter und Ausschussvorsitzenden der nächsten Jahre – und gut 41 Prozent davon sitzen aktuell noch nicht im Bundestag!
Vergangenheit trifft Zukunft
In den letzten 5 Jahren hat sich gezeigt, dass rund ein Drittel der Mitglieder des Bundestages nach einer Wahl ausscheiden und neue Mitglieder ihre erste Legislaturperiode antreten.
Bei dieser Bundestagswahl dürfte der Anteil sich erhöhen, da viele langjährige Sozialdemokraten ausscheiden und viele neue Grüne hinzukommen werden. Welche Personen dann für bestimmte Themen zuständig sein werden, lässt sich vor der Wahl noch nicht sagen, aber bereits jetzt bieten die Lebensläufe der Kandidaten wichtige Anhaltspunkte, für welche Themen sich jemand interessiert und engagiert.
Um rechtzeitig einen Einblick in den potenziellen neuen Bundestag zu bekommen, haben wir eine Datenbank, mit allen über 1.900 Direkt- und Landeslistenkandidaten der im Bundestag vertretenen Parteien geschaffen. Alle Kandidaten können nach Einzugswahrscheinlichkeit und anderen relevanten Faktoren, wie Landesverband, Partei, Funktionen und Politikfeldern/Interessen sortiert werden. Hierdurch wird klar, welche Personen im 20. Deutschen Bundestag potenziell relevante Stakeholder werden könnten, weil sie beispielsweise erneut einziehen oder als „Rising Stars“ eine hohe Einzugswahrscheinlichkeit haben.
Die Macht der Michaels
Die Daten geben natürlich auch einen interessanten Einblick in das Kandidatenfeld. Insgesamt sind 72 Prozent der Listenkandidaten neu und nur 28 Prozent bereits im Bundestag – und Michael der häufigste Vorname.
Auch wenn die Wahl Erneuerung verspricht, in einem wird sich vermutlich nicht viel ändern. Die Verteilung zwischen den Geschlechtern in den Listen ist weiterhin unausgewogen. 61 Prozent Männern stehen nur 39 Prozent weibliche Kandidaten gegenüber. Das ist allerdings der globale Blick. Sollten die paritätisch besetzten Grünen-Listen stark ziehen dürfte sich das Verhältnis im zukünftigen Bundestag verbessern.
Spannende Wahlkreise für Direktmandate
Besonders spannend wird in diesem Jahr die Wahl der Direktkandidaten werden. Die Grünen haben große Chancen ihr einzelnes Direktmandat zu vervielfachen. Bis zu 32 Direktmandate könnten möglich sein – wahrscheinlich sind aber eher ein gutes halbes Dutzend. Einige Wahlkreise mit sehr prominenten Kandidaten haben wir Ihnen übrigens hier zusammengestellt, – hier wird es am 26. September besonders spannend!
#ExpecttheUnexpected