Gemeinsam mit dem Hamburger Tech-Unternehmen Wunder Mobility veröffentlichen wir einen monatlichen Mobility-Policy-Newsletter. Im Fokus stehen alle Fragen rund um das Thema Mobility, Regulierung und Technologie. Auf unserem Blog veröffentlichen wir nun den nächsten Artikel zum Thema „Sharing von Strom“.

Sharing is caring – aber was ist, wenn Sharing mit so vielen Hürden verbunden ist, dass es kaum umsetzbar ist? Genau das ist der Fall beim Vermieten und Verkaufen von selbst erzeugtem Strom.
Die Energiewende wird häufig als Vorzeigebeispiel für einen dezentralen und disruptiven Wandel bezeichnet, weil nun jeder und jede durch Solaranlagen selbst zum Stromerzeuger werden kann. Durch kleine Wind- oder Solaranlagen können viel mehr Privatpersonen als zuvor zum Wandel hin zu erneuerbaren Energien beitragen, indem sie ihren eigenen Strom generieren. Aber was passiert mit dem selbst generierten Strom? Kann der einfach an den nächsten Nachbarn ohne Solardach weiterverkauft werden?

An dieser Stelle wird es kompliziert: Denn wer eigenen Strom erzeugt, kann damit meist 20-30% des Eigenstromverbrauchs decken. Der Rest wird, solange die EEG-Förderung noch läuft, im Regelfall in das allgemeine Stromnetz eingespeist und der Betreiber verdient daran einen festgelegten Satz. Da diese Einspeisevergütung allerdings über das Datum der Inbetriebnahme geregelt wird und nach 20 Jahren ausläuft, fallen 2021 nun die ersten Photovoltaikanlagen aus der EEG-Förderung. Für den Eigentümer bedeutet dies, dass eine Einspeisung ins Stromnetz nicht mehr sichergestellt ist. Die Folge? Viele Betreiber wollen selbst in die Vermarktung gehen und den Strom an ihre Nachbarn oder ihre Kommune weitergeben.

Strom lokal weitergeben – wie funktioniert das?

Ein konkretes Beispiel dafür möchte das Start-Up Connectra umsetzen. Sie wollen es Betreibern einer Solaranlage erleichtern, den selbsterzeugten Strom über eine sogenannte Wallbox an einen Nachbarn mit Elektroauto weiterzugeben und diesem damit eine Lademöglichkeit zur Verfügung stellen. Denn, nicht jeder hat, wenn er beispielsweise im Mehrfamilienhaus wohnt, die Möglichkeit, sich eine eigene Ladesäule in den Vorgarten zu stellen, und ist umso mehr auf eine „fremde“ Lademöglichkeit in der Umgebung angewiesen.
Der Mangel an einer ausreichend flächendeckenden Ladeinfrastruktur ist – stand heute – allerdings noch allzu deutlich. Gerade im ländlichen Raum gibt es nur vereinzelt Ladesäulen, die die Nutzung eines Elektroautos dort erschweren.

Eine Lösung, um dieser fehlenden Infrastruktur entgegenzuwirken, wäre also genau das zuvor angesprochene Thema des Strom-Sharings: Ein Haushalt mit Solarpaneelen auf dem Dach stellt seinen Nachbarn den selbst erzeugten Strom für deren Elektroauto zur Verfügung. Der Solaranlagen-Betreiber kann seinen Strom vermarkten und der Besitzer des E-Autos kann unkompliziert während der Nacht sein Auto laden. Beide wären weniger auf einen großen Stromanbieter angewiesen: Weder in der Abnahme des Stroms noch in der Errichtung einer erreichbaren Ladesäule. Doch diese Idee scheint leichter als sie letztlich ist.

Die Kosten des Stromverkaufs

Connectra selbst hat in der eigenen Entwicklung festgestellt und kritisiert: Den eigenen Strom zu verkaufen ist teuer und unattraktiv. Denn wer seinen selbst erzeugten Strom verkaufen oder weitergeben möchte, ist an viele Auflagen und hohe Kosten gebunden. Wirtschaftlich attraktiv ist das nicht.

Zum Basisstrompreis wird neben diversen Nebenkosten insbesondere auch die EEG-Umlage und die Mehrwertsteuer berechnet. Denn wer durch die Photovoltaikanlage mehr Ertrag einbringt als er investiert hat, muss dafür ein Gewerbe anmelden. Neben den erhöhten Kosten, die das Prozedere unrentabel machen, hindern zudem diverse Meldepflichten den einzelnen Bürger daran, Strom leicht und unkompliziert lokal zu verkaufen. Eine Lage, die laut Kritikern auf realitätsferne Politikentscheidungen zurückgeführt werden kann.

Noch sind aktuelle Verordnungen darauf ausgelegt, dass die Erzeugung und der Verkauf von Strom bei großen Konzernen liegen, für die solch ein Aufwand und Kosten verkraftbar sind. Um aber tatsächlich dem Anspruch einer disruptiven und dezentralen Energiewende gerecht zu werden, bedarf es noch weiterer Anpassungen, die die Stromerzeugung auch für Privatpersonen auf langem Zeitraum lukrativ machen.

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  • Beitrag von Amelie von Lenthe, Timm Bopp Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 145 Deprecated: Function strftime() is deprecated in /mnt/web320/e2/23/59262923/htdocs/WordPress_02/wp-content/plugins/qtranslate-xt-3.12.1/qtranslate_date_time.php on line 201 19.5.2021
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